Neue Vorschau
Die Saison 2024/25
Unser neue Verlagsvorschau ist da! Hier können Sie das Heft online durchblättern.
Die neuen Stücktexte und die neuen Stoffrechte sind ebenfalls bereits online.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Schmökern!
Musiktheater von Samuel Penderbayne
Libretto: Christian Schönfelder
Staatstheater Mainz
von Paul Maar
Theater Krefeld und Mönchengladbach
von Astrid Lindgren
Theater Bonn
von Erich Kästner
Württembergische Staatstheater Stuttgart / Schauspiel
von Paul Maar
Theater Magdeburg
von Astrid Lindgren
Schauspiel Frankfurt
von Otfried Preußler
Stadttheater Bremerhaven
von Stefanie Taschinski
Uraufführung
Theater Bremen
"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch."
Um nicht nur ein guter Schriftsteller, sondern auch ein guter Kinderbuchautor sein zu können, müsse man, da war sich Erich Kästner ganz sicher, in „unzerstörtem und unzerstörbaren Kontakt mit seiner eigenen Kindheit*“ stehen. Nur die wahrhafte, lebendige Erinnerung an die eigene Kindheit, befähige den Kinderbuchautor dazu, wirklich für Kinder zu schreiben „und nicht für minderjährige Erwachsene*“. Wie kaum ein anderer Autor konnte Erich Kästner dieses höchstpersönliche und zugleich universelle Kind in sich ansprechen und in seinen Geschichten zum Leben erwecken. Ungebrochen erreicht, bezaubert, stärkt und erfreut er damit auch die Kinder von heute.
(Erstdruck: Schule und Gegenwart, Nr. 12, Dezember 1950)
MAX: Wir bauen ein Stück, wie man einen Schrank baut.
KURT: Oder ein Haus! Da muss man tausend Dinge überlegen. Wie man unterkellert, und wo Süden ist, und die Anlage der Treppe, und die Türdurchbrüche, und die Anschlüsse ans Stromnetz, na ja, und noch viel mehr.
HELGA: Und zum Schluss wird’s womöglich ein siebeneckiger Wohnwagen!
MAX: Mit lauter Nordfenstern!
FRITZ: Und einem Zwiebelturm obendrauf! […]
Auf diese Weise unterhalten sich, an mehreren Abenden in der Woche, acht bis zehn junge Leute über das erste Stück, das sie zu schreiben versuchen und das sie dann, mit anderen jungen Leuten zusammen, aufführen wollen. Wo? In jenem Münchner Viertel, das Schwabing heißt. In der Internationalen Jugendbibliothek. […] In einem Hause, das der Jugend gehört. […] Die Kleineren sind bereits böse, dass sie noch nicht an der Reihe sind. Sie brennen darauf, zu spielen. Das Thema liegt auf der Hand. Denn unter den Kindern, die tagsüber die Bibliothek bevölkern, gibt es veritable Zwillinge! Monika und Angelika, die zwei Zehnjährigen, kann außer ihrer Mutter kein Sterblicher unterscheiden. Wenn das kein Ausgangspunkt für ein lustiges und spannendes Kinderstück ist!
Eines ist, glücklicherweise, allen Beteiligten, auch den angegrauten Hausfreunden und Gästen, völlig klar: Hier werden keine Kunstwerke gewollt, und es werden auch keine zustande kommen. […] Hier soll der jugendliche Spieltrieb sein Haus haben, aber kein Treibhaus! Behüte! Hier sollen sich die Gaben des Ausdrucks, des Urteils und des Geschmacks von Kind auf spielend entwickeln dürfen. Der Wert des Spiels und des Spielens kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und das Bedürfnis danach? Das Bedürfnis danach ist so vehement, so elementar und so außerordentlich, dass der stille Beobachter noch stiller wird und fast erschrickt. Denn, so muss er sich fragen, und nicht nur sich, sondern auch die Erzieher, die Psychologen und die Schulministerien: Was richtet im Kind, noch mehr im Halbwüchsigen dieses natürliche und leidenschaftliche Spielbedürfnis an, wenn man es nicht befreit oder gar, wenn man es zu hintertreiben sucht und unterdrückt? Turnen und Sport dienen dem Körper. Der Unterricht pflegt den Verstand und bereichert das Wissen. Wie aber und wann bildet man den Trieb zur Anmut, die Launen der Phantasie und die musische Neigung?
Mit dem Aufsagen von Gedichten, der Gesangstunde und der obligaten Weihnachtsaufführung ist es nicht getan. Wer sich der Entwicklung des jugendlichen Spieltriebs widersetzt, verhindert die Harmonie derer, die ihm anvertraut sind. Wer dem Drängen – und es ist ein echter Drang – in den Weg tritt, statt den Weg zu weisen, trägt die Schuld an den Folgen […]. Der einzige Ausweg ist der positive Weg! Ihn gilt es, viel energischer als bisher, einzuschlagen. Die musische Erziehung, die verständige Pflege des Spieltriebs, die staatliche Anerkennung der kindlichen Phantasie und deren behutsame Ausbildung und Leitung durch künstlerisch und psychologisch Berufene – hierüber sollte nachgedacht werden, statt über die Definierung undefinierbarer Begriffe für [ein] Gesetz über Schmutz und Schund. Je mehr der Staat zum Mäzen der Jugend wird, um so weniger braucht er ihr Polizist zu sein. Mäzenatentum ist teuer? Auch die Schaffung und Durchführung wirkungsloser Gesetze kostet Geld. Es ist schade um dieses Geld. Und es ist schade um die Kinder.
Quellen: Erich Kästner "Wer Kind bleibt, ist ein Mensch", herausgegeben von Sylvia List, Atrium Verlag 2016
"Die Musen als Erzieher": Schule und Gegenwart, Nr. 12, Dezember 1950, in der Rubrik "Zwischenruf" (gekürzt) © Thomas Kästner
Fotos: "Das doppelte Lottchen", Kenny Wax Productions © Pamela Raith; "Die Konferenz der Tiere", Theaterschachtel Hallein © Auer; "Emil und die Detektive" © Junges Theater Bonn
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